Weltwirtschaft verliert jährlich 450 Mrd. US-Dollar aufgrund fehlender Versorgung in der Augengesundheit
Neuer Bericht zeigt enormes Potenzial für Weltwirtschaft, wenn Regierungen mehr in Augengesundheit investieren

Erlangen, Oktober 2025 – Der neue Bericht “The Value of Vision: The Case for Investing in Eye Health research” wurde von der IAPB (The International Agency for the Prevention of Blindness), der Seva Foundation und der Fred Hollows Foundation Ende September veröffentlicht und von der EinDollarBrille (GoodVision) unterstützt. Er stellt die Augengesundheit neben der Ernährung als eine der wirkungsvollsten und kostengünstigsten Möglichkeiten heraus, die globale Entwicklung voranzutreiben. Der Bericht zeigt, dass die Umsetzung von sechs vorrangigen Maßnahmen im Bereich der Augengesundheit eine Rendite von 28 Dollar pro investiertem Dollar ermöglicht.
Der Bericht “The Value of Vision” wurde während der Generalversammlung der Vereinten Nationen auf einer hochrangigen Veranstaltung vorgestellt, die von der IAPB und der United Nations Friends of Vision Group ausgerichtet wurde. Weltweit führende Persönlichkeiten aus den Mitgliedstaaten, der Zivilgesellschaft und Nichtregierungsorganisationen kamen zusammen, um die entscheidende Rolle der Prävention von Sehverlust für die Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung zu erörtern.
Sechs Schwerpunktbereiche sind in dem Bericht genannt, die Regierungen als Maßnahmen zur Prävention von Sehverlust ergreifen sollten: Das sind zum einen die Früherkennung durch Sehtests in Schulen und Gemeinden, die Verteilung von Lesebrillen und der Ausbau von Kapazitäten im Bereich der Augenheilkunde. Zum anderen eine Steigerung der Produktivität und Verstärkung der Teams der Augenchirurgie, die Beseitigung von Hindernissen für den Zugang zur Augenheilkunde, wie beispielsweise Kosten, Entfernung und Stigmatisierung, sowie eine Verbesserung der Kataraktchirurgie durch innovative Schulungstechniken, breitere Anwendung der Biometrie und strengere Mindeststandards für die postoperative Versorgung.
Eine Investition von 7,1 Milliarden US-Dollar in diese Schwerpunktbereiche würde bis 2030 199 Milliarden US-Dollar einbringen. Wenn Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen über 2030 hinaus auf dieser Grundlage aufbauen, würde die vollständige Beseitigung von Sehbehinderungen jedes Jahr 447 Milliarden US-Dollar freisetzen. Zu weiteren transformativen Auswirkungen, die der Bericht hervorhebt, zählen außerdem 13 Millionen zusätzlich absolvierte Schuljahre, 22 Millionen mehr Beschäftigte, 1,2 Millionen weniger Verletzungen durch Verkehrsunfälle, 304 Millionen Menschen, die von unbezahlter Pflege entlastet werden, 320.000 zusätzliche Lebensjahre und 12 Millionen weniger Menschen, die mit Depressionen leben.
Antje Christ, Regionalkoordinatorin Asien, EinDollarBrille (GoodVision):
„Hinter jedem Paar unkorrigierter Augen in Indien verbirgt sich eine Geschichte von verschenktem Potenzial – ein Kind, das Schwierigkeiten beim Lernen hat, ein Arbeitnehmer, der nicht seine volle Leistungsfähigkeit entfalten kann, eine Familie, die Einkommen verliert. Klares Sehen ist eines der einfachsten und wirkungsvollsten Mittel, um Menschen aus der Armut zu befreien. Der Bericht ´Value of Vision´ liefert den entscheidenden Beweis für das, was wir bei GoodVision International jeden Tag in allen unseren Programmländern beobachten: Der Zugang zu grundlegender Augenversorgung ist nicht nur eine Frage der Gesundheit, sondern auch eine der Chancen, Würde und nachhaltigen Entwicklung. Durch die Quantifizierung der wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen einer klaren Sicht bestärkt diese Studie unsere globale Mission, dafür zu sorgen, dass niemandes Potenzial durch schlechte Sehkraft eingeschränkt wird.”
Gaston Browne, Premierminister von Antigua und Barbuda:
„Vor fünf Jahren verabschiedete diese Generalversammlung die Resolution ´Vision for everyone´, ein wegweisendes Abkommen, das uns alle, als Führungspersonen, dazu verpflichtet, dafür zu sorgen, dass diejenigen, die Augenbehandlungen am dringendsten benötigen, diese auch erhalten. Doch fünf Jahre später sind noch nicht genügend Fortschritte erzielt worden. Für kleine Staaten wie Antigua und Barbuda liegt der potenzielle Return on Investment auf der Hand. Investitionen in die Augengesundheit sind eine kluge Wirtschaftsstrategie. Sie sind ein Weg, um Arbeitsplätze, Produktivität, Wachstum und Wohlstand für alle zu schaffen.“
Peter Holland, CEO von IAPB:
„Sehverlust ist ein wirklich universelles Problem, wurde jedoch in globalen Entwicklungsdiskussionen oft vernachlässigt. Er wirkt sich auf fast jeden Bereich unseres Lebens aus und hat, wie diese Studie zeigt, nicht nur für den Einzelnen, sondern auch für Familien, Gemeinschaften und Volkswirtschaften konkrete Folgen. Im Vorfeld des Global Eye Health Summit im nächsten Jahr müssen wir sektorübergreifend zusammenarbeiten, um die Augenversorgung in die nationalen Gesundheits-, Sozial- und Wirtschaftssysteme zu integrieren und sie für alle zugänglich und erschwinglich zu machen.“
Jack Hennessy, leitender Gesundheitsökonom, Fred Hollows Foundation:
„Maßnahmen zur Förderung der Augengesundheit zählen weltweit durchweg zu den kosteneffizientesten. Wir suchen nicht nach Behandlungen und Lösungen – sie liegen direkt vor uns. Unsere Forschung liefert einen Fahrplan mit kostengünstigen, umsetzbaren Maßnahmen, in die Regierungen und Geldgeber in den nächsten fünf Jahren investieren sollten, um die enormen gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Vorteile der Wiederherstellung des Sehvermögens zu realisieren.“
Fast eine Milliarde Menschen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen leben tagtäglich mit vermeidbarem Sehverlust. Eine Krise, die sich mit der alternden Bevölkerung und der zunehmenden Nutzung von Bildschirmen weltweit noch verschärfen wird. Die persönlichen Folgen des Sehverlusts sind verheerend: Arbeitslosigkeit, geringerer Bildungsstand, psychische Erkrankungen, soziale Isolation und ein erhöhtes Risiko für Verletzungen und Krankheiten.
Der Gipfel im Rahmen der UN-Vollversammlung war der erste seiner Art, um Regierungen, multilaterale Organisationen, die Zivilgesellschaft und den privaten Sektor zusammenbringen. Er hat zum Ziel, eine globale Plattform für Länder zu schaffen, auf der sie ihre Fortschritte präsentieren, sich auf einen einheitlichen politischen Rahmen und Verpflichtungen einigen und neue finanzielle und politische Verpflichtungen mobilisieren können. So soll sichergestellt werden, dass Augengesundheit weltweit vollständig in Gesundheits- und Entwicklungsstrategien integriert wird.
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Der vollständige Bericht steht hier zur Verfügung:
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Über “The Value of Vision: The Case for Investing in Eye Health research”:
Der Bericht „The Value of Vision” analysiert die Vorteile, die sich aus der Versorgung von 255 Millionen Menschen mit Sehverlust in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen ergeben würden. Dabei werden global modellierte Daten zur Prävalenz von Sehbehinderungen, zum Bruttonationaleinkommen, zu Wirtschaftswachstumsraten, zur Erwerbsbeteiligung, zur Einschulungsquote und zur Bevölkerungsstruktur herangezogen. Da die verschiedenen Vorteile einer verbesserten Sehkraft im Laufe des Lebenszyklus variieren, wurden die Daten auch in 5-Jahres-Schritten in Altersgruppen der Bevölkerung jedes Landes aufgeschlüsselt. Das gleiche Modell wurde dann verwendet, um die größeren Auswirkungen zu extrapolieren, die sich ergeben würden, wenn man die fast eine Milliarde Menschen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen erreichen würde, die derzeit mit vermeidbarem Sehverlust leben.
Über IAPB:
Die IAPB ist die Stimme der globalen Augengesundheit und vereint fast 300 Organisationen der Augengesundheit in über 100 Ländern, darunter Expertinnen und Experten der Augengesundheit, private und öffentliche Augengesundheitsdienstleister, Universitäten und Wohltätigkeitsorganisationen. Als globale Allianz setzen sich die Mitglieder der IAPB dafür ein, dass Augenbehandlungsdienste für alle verfügbar, zugänglich und erschwinglich sind.
Über EinDollarBrille e.V. (GoodVision):
Über 950 Millionen Menschen weltweit leiden laut einer WHO-Studie unter einer behebbaren Fehlsichtigkeit, verfügen jedoch nicht über die Mittel, sich eine herkömmliche Brille zu kaufen. Der EinDollarBrille e.V. hat vor diesem Hintergrund eine weltweite Versorgung mit qualitativ hochwertigen und dabei günstigen, robusten und individuell angepassten Brillen zum Ziel. Der Verein wurde 2012 von Martin Aufmuth, dem Erfinder der EinDollarBrille, gegründet und ist vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt. Die EinDollarBrille kann von Menschen vor Ort hergestellt und verkauft werden. Die Materialkosten für eine Brille liegen bei rund einem US-Dollar. Der Verkaufspreis bei zwei bis drei ortsüblichen Tageslöhnen. Die Ausbildung der Brillenproduzenten und der Aufbau des Projektes in den Zielländern werden durch Spenden finanziert. Das Projekt ist nachhaltig: Der Verkaufserlös der Brillen hilft, die Gehälter im Land und das Material für neue Brillen zu erwirtschaften. Das Ziel ist der Aufbau einer augenoptischen Grundversorgung für Menschen in Entwicklungsländern.